Liebe Selbstversorger!
Man will es noch immer nicht so richtig wahr haben, doch es lässt sich nun nicht mehr leugnen: es ist Herbst. Das Schöne daran: Sammeln hat zu dieser Jahreszeit absolute Hochkonjunktur – die Eichhörnchen machen es uns vor. Um bei der Vielzahl an Gelegenheiten den Überblick zu behalten möchte ich mich heute auf einige wenige, nun ganz besonders lohnenswerte Pflanzenarten konzentrieren. Zuvor möchte ich aber noch auf zwei Termine hinweisen:
Am Sonntag, den 22.09. bin ich zu Gast in der Stuttgarter Wilhelma:
Um 15 und um 16 Uhr halte ich jeweils einen kurzen Vortrag über essbare Wildpflanzen in der Wilhelmaschule. Für Besucher des Botanisch-Zoologischen Gartens ist der Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Am Montag, den 23.09. bin ich wieder von 16:05 bis 16:12 Uhr live in der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee?“zu Gast und stelle einige herbstliche Sammelgelegenheiten vor.
Nun aber der Blick nach draußen:
an Hecken und Sträuchern leuchtet es uns jetzt rot entgegen: die Kornelkirschen sind reif! Ganz ausgereifte Früchte sind dunkelrot bis violett und schmecken süß. Die länglich-rundlichen Steinfrüchte ergeben ein sehr schmackhaftes Kompott, eignen sich für Marmelade und Saft oder lassen sich natürlich auch ganz einfach roh verzehren. Hellrote Früchte sind dagegen noch sehr sauer. Doch auch in diesem Reifestadium kann man sie schon pflücken. In einer Essig-Salz-Lake mit Gewürzen wie Thymian, Rosmarin und Knoblauch eingelegt und in Schraubdeckelgläsern konserviert schmecken sie im Winter wie Oliven und sind eine Zierde dem Vorspeisenteller.
Vogelbeeren: die kleinen Bäume oder Sträucher tragen nun oft eine schwere und schöne Last aus vielen dicken Dolden die sich wiederum aus leuchtend orangerot gefärbten Beeren zusammensetzen. Roh verzehrt wirken die Vogelbeeren magenreizend, doch als Beigabe in einem Kompott aus Fallobst wie Äpfeln und Birnen, welches man noch mit etwas Zimt und eventuell etwas Honig abgeschmeckt hat, sind die orangen Beeren eine wildfruchtig-herbe Delikatesse. Aus dem Saft lässt sich, gemischt mit Birnensaft, auch ein köstliches Gelee zubereiten oder man kann die Beeren für die Herstellung eines feinherbern Likörs nutzen.
Die Hagebutten der Heckenrose brauchen noch etwas Zeit und herbstliche Sonne zum Ausreifen. Die dicken, rundlichen Früchte der Kartoffelrose sind jedoch schon weich und reif und können nun gesammelt werden. Die außerordentlich Vitamin C- reichen Hagebutten eignen sich bestens zur Herstellung von Fruchtsoßen und Brotaufstrichen. Getrocknetes Fruchtfleisch bildet die Grundlage für den altbekannten Hagebuttentee oder einen fruchtig-säuerlichen Früchtetee.
Auch wenn die Badesaison nun leider zu Ende ist, ein Besuch am See oder am Fluss lohnt noch immer:
Hier findet man die zahlreichen, pink und rosa gefärbten Blüten des Indischen Springkrautes. Sie duften stark und angenehm süß und eignen sich daher zur Herstellung von Sirup, Limonaden und Gelees. Auch die Samen kann man ernten! Diese ergeben als Beimischung in Hirse- und Buchweizengerichten eine herrlich nussige Note und sind mit ihren Ölgehalt sehr nahrhaft.
Am Festland sollte man vor allem zwei Arten im Blick haben:
Löwenzahn: junge, frisch-grüne Blätter für Salat oder Pesto sind in diesem feucht-frischen Frühherbst nachgewachsen! Hier lohnt der erneute Blick auf geeignete Wiesen! Man sollte mit der Ernte nicht zu lange warten falls man noch Größeres vor hat, etwa für die Pesto-Herstellung, da die Blätter erfahrungsgemäß ab Ende September für Mehltau anfällig werden.
Die Brennnessel-Triebspitzen (also die oberen 5-10 cm)sind nicht mehr so zart, doch dafür reifen hier nun die leckeren und wertvollen Samen heran! Auch hier gilt, wie beim Giersch: abgemähte Bestände treiben frisch durch! Diese jungen Brennnessel-Triebspitzen sind dann die ideale Grundlage für grüne Smoothies und auch als „Spinat“-Gemüse schenken Sie uns rekordverdächtige Mengen an Vitalstoffen wie Vitamin C, Eisen, Mineralien und Spurenelementen. Für die Ernte der sehr wertvollenBrennnessel-Samen ist jetzt die beste Zeit! Getrocknet bilden sie eine ideale Grundlage für Trocken-Pesto-Mischungen für die Winterzeit: Chlorophyll, Mineralien und mehrfach ungesättigte Fette machen sie so wertvoll! Die Ernte erfolgt ganz einfach, indem man an trockenen Tagen (mit Gartenhandschuhen geschützt) ganze Pflanzen abstreift und das Gemisch aus Blättern und Samenständen in einer großen Papiertüte sammelt. Zu Hause legt man das Erntegut zum Trocknen aus. Hier hat sich auch der Einsatz eines Dörrapparates mit Temperaturregler – so stellen Sie sicher, dass Sie in Rohkostqualität, also unter 42 Grad, trocknen und alle Vitalstoffe erhalten bleiben, sehr bewährt. Entsprechende Geräte finden Sie bei Keimling (siehe unten). Die rascheltrockenen Brennesselsamen und Blätter werden nach dem Trocknen zwischen den Händen gerebelt, das Zellulose-Material kommt auf den Kompost, die feinen Samen und Blätterstückchen in Tüten oder Schraubdeckelgläser. Als Beigabe in Suppen und Aufläufen oder auf Salaten und in Smoothies wird Ihnen dieses Powerfood im Winter ein Stück sommerliche Lebensenergie erhalten!